Mikrosilber in der Pferdepflege
Vom wertvollen Edelmetall zur etablierten Hautpflege
Silber und seine Geschichte
Silber spielt schon seit vielen Jahrhunderten eine wichtige Rolle in der Geschichte der Menschheit. Schon früh erkannten die Menschen die antiseptische Wirkung und nutzten Silber als Trinkbecher sowie für chirurgische Eingriffe. Bereits Hippokrates beschrieb im 5. Jahrhundert v. Chr. die positiven Eigenschaften des Metalls zur Behandlung von Wunden.
Heute ist Silber, in Form von Silbersulfadiazin, laut WHO, eines der wichtigsten Medikamente und findet v.a. bei der Behandlung von Infektionen der Haut, seine Anwendung. Doch was ist Silber eigentlich? Silber ist, wie viele wissen, ein Edelmetall, das die höchste elektrische Leitfähigkeit besitzt. Der Grund, warum Silber auch im Bereich der Wundpflege bei Mensch und Tier wertvolle Dienste leistet, ist v.a. der Freisetzung von Silberionen geschuldet. Wie genau diese Silberionen wirken, wird im Verlauf noch näher beschrieben.

Was ist Mikrosilber und was macht es so besonders?
Mikrosilber ist hochreines, mikroporöses Silber, dessen antivirale und antimikrobielle Eigenschaften wissenschaftlich nachgewiesen sind. Durch seine besondere Struktur lagert es sich optimal auf behandelten Oberflächen wie Haut und Haaren an. So entsteht ein Depoteffekt: Über mehrere Tage hinweg werden kontinuierlich Silberionen freigesetzt, die eine langanhaltende Wirksamkeit ermöglichen. Besonders in der Anwendung bei Tieren erweist sich dieser Vorteil als praktisch, da keine tägliche Applikation notwendig ist.
Aber wie wirkt Mikrosilber nun genau?
Die freigesetzten Silberionen binden an Schwefel- und Phosphatgruppen der bakteriellen Zellwand sowie an Enzyme, die für die DNA-Duplikation notwendig sind. Dadurch wird nicht nur die Zellteilung blockiert, sondern auch der Stoffwechsel der Bakterien gestört – was schließlich zu ihrem Absterben führt. Ein weiterer Vorteil: Bei der Anwendung von Mikrosilber kommt es nicht zur Resistenzbildung, weshalb es sich besonders gut für eine Langzeitanwendung eignet.
Neben der direkten Wirkung auf Bakterien entfaltet Mikrosilber auch entzündungshemmende Effekte im betroffenen Gewebe. Diese antiinflammatorische Wirkung beruht unter anderem darauf, dass Silberionen an körpereigene Entzündungsmoleküle binden, die für die Auslösung der Entzündungsreaktion verantwortlich sind.
Mikrosilber und seine Einsatzgebiete in der Pferdepflege
Mikrosilber ist mit 10 µm deutlich größer als sein ‚kleinerer‘ Vertreter Nanosilber (kolloidales Silber), welches eine Partikelgröße von 10 nm aufweist. Dies hat vor allem den Vorteil, dass es, anders als Nanosilber, nicht zellpermeabel ist, sprich die Zellwand nicht durchdringen kann. Mikrosilber reichert sich daher nicht im Gewebe an und stellt somit eine sehr sichere Anwendungsmöglichkeit dar.

In der Humanmedizin ist Mikrosilber bereits seit Längerem etabliert. Es wird beispielsweise bei bakteriell bedingten Entzündungen der Haarfollikel (Follikulitis) eingesetzt. Auch in der Endoprothetik – also beim Einsatz künstlicher Gelenke oder Prothesen – erweist sich Mikrosilber als wertvoll. Untersuchungen zeigen, dass eine Zugabe von 1%ige Mikrosilber zum Knochenzement zu einer vollständigen Hemmung von MRSA (Methicillin-resistenten Staphylococcus aureus) führen kann. In der Folge wurden deutlich weniger Abstoßungsreaktionen beobachtet.
Von diesen Vorteilen profitiert inzwischen nicht mehr nur die Humanmedizin. Auch in der Veterinärmedizin hat sich Mikrosilber bewährt: Es findet Anwendung bei bakteriell verursachten Ohrinfektionen des Hundes oder in der Klauenpflege beim Rind.
Bei Pferden kann die Wirkung des Mikrosilbers sehr gut für die Pflege bakteriell verursachter Läsionen der Haut, aber auch des Horns eingesetzt werden. So eignet es sich sehr gut zur unterstützenden Pflege von Strahlfäule oder auch einer bakteriell verursachten Mauke. Auch in der unterstützenden Pflege von Sommerekzem und Mückenstichen kann Mikrosilber wertvolle Dienste leisten und die Regeneration der Haut fördern.
Zusammenfassend ist Mikrosilber eine bewährte Substanz mit breitem Anwendungsspektrum. Seine depotartige Wirkungsweise, die nachgewiesenen antibakteriellen und entzündungshemmenden Effekte sowie die fehlende Resistenzentwicklung machen es sowohl in der Human- als auch in der Veterinärmedizin wertvoll.
Dr. Elena Feltl, September 2025
Quellen:
- Robert Nienstedt, C. Bettina Rümmelein. derm (27) 2021. Mikrosilber in der täglichen Praxis in Zeiten der Keimbelastung
- Daniels R, Mempel M, Ulrich M, Steinrücke P (2009): Mikrosilber – Alte Aktivsubstanz in neuem Gewand. Pharm Zeitung 154,1394–1399